Georg Wissel - (präp.)sax, clarinet
Achim Tang - bass
Simon Camatta - drums, percussion
Verästelungen im Inneren des Geräusches,spontane, energiegeladene Kommunikationbisweilen gepaart mit einem Sinn für die bizarren und absurden Seiten des Klänge. Mit Georg Wissel, Achim Tang und Simon Camatta frischen drei vielbeschäftigte Musiker der deutschen Jazz und Improvisationsszene regelmäßig ihre langjährige Trio-Beziehung auf, um an ihrer eigenen Art freier Improvisation zu arbeiten. Teils mit Konzept, teils ohne. Auch pulsierende Elemente, Groove-Versatzstücke und Melodiefragmente kommen zu ihrem Recht.
Sounds:





reviews:
freiStil#76 - indes
WESTZEIT
Auch hierzulande pflegt man die freie Tonerzeugung: The WISSELTANGCAMATTA mischen auf „Indes“ unter herbe Sax-Fetzen und einem Bass durch Streichen und Zupfen entlockte Klänge auch mal groovende drum-parts.
Bad Alchemy
...Als Partitur betrachtet würde einem schwarz vor Augen. […] Die drei scheuen bei ihrem Rappelkistenspaß weder Plastisches noch Drastisches, mit Affenzahn bergab geben sie noch Gas. Das Finale zeigt aber nochmal, wie fein die kleinen Dinge singen können, wenn man sich ihnen zärtlich zuneigt..

freiStil #61
THE WISSELTANGCAMATTA movements
Creative Sources / creativesourcesrec.com
Georg Wissel (sax, cl), Achim Tang (b), Simon Camatta (dr, perc)
Musikalische Tempobezeichnungen wie allegro, largo, rubato – deren Buchstabenreihenfolge völlig durcheinander gemischt ist – fungieren als Titel der einzelnen Stücke und charakterisieren diese auch entsprechend. Angestoßen werden die sehr zwingend sich ereignenden freien ad hoc-Improvisationen mit quirliger, lebhafter Motorik, was in ein impulsives Klangkompendium voll emotionaler Hitze und kratzbürstiger Unruhe mündet. Doch nicht nur diesem Zustand alleine gilt die Aufmerksamkeit. Mit spitzen Ohren durchlauschen die drei deutschen Musiker ebenso eine flächige Topografie, die sich sehr entschleunigt und ruhig ausbreitet und in reduktionistischer Weise Wildwuchs hervorbrechen lässt. Bemerkenswert erscheint auch die Tatsache, mit welcher Überlegtheit die drei Klangstöberer die Möglichkeit ihrer Instrumente ins Unorthodoxe ausweiten und in eine substanzielle Abstraktheit münden lassen, in der eine unmittelbare, konkrete Poesie mitschwingt. Zudem durchsetzt von spielerischer Akribie, die dem plastisch differenzierten Klangfluss noch eine weitere kaleidoskopische Nuance verleiht. Die hier mit viel Bedacht ausgespielten Idiome freier Improvisation erklingen im Getöse der Unverbrauchtheit. Bewegend. (han)
Bad Alchemy 85
THE WISSELTANGCAMATTA Movements (Creative Sources, CS 301): Nein, das ist diesmal keine typische
CS-Musik, wobei die Labelmacher in Porto ja bei aller Vorliebe für karge
Bruitistik, flache Klanghierarchie und kleine Tondifferenzen keine
Puristen sind. Nicht, dass dieses Trio nicht auch den Spaß an
kniefieseligem Getönse verstünde, 'ndntn/aaio' ist geradezu idealtypisch
mikrophil gegeigt, geknarrt, gescharrt und geschlürft. Aber drumrum ist
vieles so lebhaft gestaltet, wie es das Knowhow der drei erwarten
lässt. Vom Altosaxophonisten & Klarinettisten Georg Wissel durch
seine Duos mit Paul Lytton bzw. Joker Nies oder mit Canaries On The
Pole, vom Kontrabassmann Achim Tang mit seinen bereits CS-einschlägigen
Trios mit Matthias Muche & Philip Zoubek bzw. Joe Hertenstein &
Jon Irabagon, und von Simon Camatta als Soloperkussionist auf Gligg und
als Teamtrommler bei The Dorf. Da zupft entsprechend Aufgekratztes an
den Ohren, und bei 'lrghssm/aiio' wird sogar ausgesprochen tierisch
gekrächzt und geschnurrt, geröchelt und gegrollt. Mit
rampenschweinischem Gusto und dem Temperament, das sich auch zuvor schon
keinen Zwang antat. Schon der Auftakt kommt nämlich gut ins Rollen, mit
launigen Altosprüngen, bis sich Wissel dünn macht für Tangs
Fingerpoesie und auch Camatta nur klitzelig krimskramst und Stricknadeln
oder Beselchen schwingt. Was dennoch irgendwie in wildes Gekecker und
Gerappel mündet. Daneben lutscht Wissel klarinettes Süßholz, von Tang
fingerspitz bezupft, von Camatta locker bekleckert. Den Abschluss bildet
ein holzwurmiges und zugleich flötenschön getrillertes Traktat mit von
Camatta mit'm Stöckle aufs Blechle verteiltem Getüpfel. [BA 85 rbd]
Westzeit 05/15
Herz (und ohr-)erfrischend ist hingegen WISSELTANGCAMATTA,ein sax-bass-drums-Trio, das der klassischen Idee der freien Improvisation folgend auf "Movements" (Creative Sources)einen durchaus vertrauten, so aber eben doch wieder ganz neuen Klanghimmel entfaltet. Zwischen röchelnden Trötenrufen, Bassfetzen und schimmernden drum-parts bleibt genügend Experimentierplatz für viele gute Ideen!
O mesmo se poderá dizer de “Movements”, do trio Wisseltangcamatta.
Com uma diferença: se o bop metamorfoseado dos Glue é o do ramo cool,
aquele de que Giuffre emergiu, o deste grupo é o hard bop. Georg Wissel,
o elemento em destaque – muito por causa dos seus instrumentos, o
saxofone alto (preparado) e o clarinete –, esteve envolvido em
realizações de várias frentes do jazz, do swing à vanguarda, e até em
outras linguagens, como o rock e a música de câmara. Ora, essa
perspectiva idiomática faz-se sentir a todo o momento. A forma como a
transgressão e a busca do novo (ou a inserção do novo nas molduras do
jazz) se conjugam com o respeito pela tradição é admirável, mesmo que os
equilíbrios conseguidos sejam precários.
Se a improvisação reducionista tem mais conexões com a música
escrita erudita do que com o jazz, a que aqui consta não deixa dúvidas
quanto à sua ascendência. É a precariedade dos equilíbrios realizados,
de resto, o que cativa nestes “movimentos”: estamos sempre à espera de
verificar para onde pendem mais os três trapezistas. E sim, no meio de
tantos desafios à gravidade temos o jazz, sempre o jazz. Rui Eduardo
Paes (Jazz.pt)
Die Namensgebung des Trios the Wisseltangcamatta lässt eindeutig
auf die Namen der Bandmitglieder schließen: Georg Wissel (as/cl), Achim
Tang (b) und Simon Camatta (dr/perc) sind in der Region wahrlich keine
Unbekannten, sie spielen in den verschiedenen Konstellationen – immer
verschiedenen Facetten der improvisierten Musik verpflichtet. Weniger
eindeutig, ja auf den ersten Blick verrätselt sind bei ihrer neuen CD
movements die Titelnamen wie llgr/aeo oder rbt/uao oder ndntn/aaio. Das
Rätsel lässt sich lüften, wenn man die kryptische Anordnung von
Konsonanten und Vokalen als Anagramme auflöst und sich die Titel als in
der Musik gängige „klassische“ Tempobezeichnungen herausstellen. Diese
Form der Verschlüsselung entspricht den jeweiligen Musikstücken, sie
passt sehr gut zu der Charakteristik der Musik des Trios. Diese bildet
in der Tat eine Bandbreite ab von larghissimo bis vivace. Wer allerdings
dahinter durchkomponierte Stücke mit angegebenem durchgängigen Tempo
vermutet, sieht sich schnell enttäuscht: Wisseltangcamatta produzieren
„freie“ Musik, sie erzeugen mit ihren zum Teil verfremdeten Instrumenten
einen eigenwilligen Klangraum mit unterschiedlichem
klanglich-musikalischen Ausdruck, der sich nur sehr indirekt auf die
Tempobezeichnungen beziehen lässt. Langsame Tracks beginnen sehr leise
und zurückhaltend etwa mit Klappengeräuschen, die von leiser Perkussion
begleitet werden und sich mit einem gestrichenen Bass zu einem
sirenenartigen Höhepunkt steigern. Oder der Saxophon-Ton wird in der
Schwebe gehalten und von nervösen Drums und dunklen Bass-Pattern
unterstützt. Auf den meisten Tracks entsteht so ein diffuses
Klanggewusel von rätselhafter, ansprechender Ästhetik. Es finden sich
durchaus auch melodiöse Anklänge durch Georg Wissels Altsax oder
Klarinette oder Achim Tangs Kontrabass, aber der musikalische Grundtenor
entspricht eher einem experimentell offenen Werkstattcharakter, den die
drei Musiker in ihrer Interaktion pflegen. Vor allem die letzten beiden
Tracks dokumentieren dies anschaulich: In dem über 13-minütigen
lrghssm/aiio produzieren die Drei bei äußerster Zurückhaltung an
Lautstärke eine musikalische Dauervibration, sozusagen ein Sägewerk im
larghissimo, mit repetitiven Mustern und merkwürdigen Lauten, die sich
dynamisch steigern und zum Schluss in einen durchgängigen (leisen)
Trommelwirbel verlieren. mdrt/oeao beginnt mit moderatem Ton, der sich
bis zu hochfrequenten Schwingungen steigert, es knarzt und grunzt,
flötenton-artige Dauerarpeggien und –Läufe vervollständigen das
musikalische Rätsel.
Das Trio the Wisseltangcamatta erzeugt in movements in feiner
Nuancierung der sieben Tracks spannende abstrakte Klangwelten mit
geheimnisvoller Wirkung. Das Spiel der drei Musiker lässt teilhaben an
ihren weitreichenden Erfahrungen im Bereich der improvisierten Musik,
ihr Zusammenspiel zeugt von einem großen Gespür für ein raffiniert
abgestimmtes Interagieren im Dienste des rätselhaften Klangs. Heinrich
Brinkmöller-Becker (nrwjazz.net)
Like a changing room mirror that can highlight different aspects
of a garment, improvised music continues to reveal unique textures in
the 21st century. The wide scope of what designates the genus is such
this CD of improvised music can be unlike in conception and performance,
as these reeds-double bass-percussion sessions demonstrate.
Recorded in Divai?a, Slovenia the six-part suite could never be
confused with Movements’ five improvisations documented in Köln less
than two months later. Titled with jumbled letters, the movements are
played by three Germans: Georg Wissel on prepared alto saxophone and
clarinet; double bassist Achim Tang and Simon Camatta on drums and
percussion. The rhythm section especially is conversant with other
sub-genres from Rock-improv to straight-ahead Jazz, but all three
happily immerse themselves in Free Music like ocean swimmers on a
boiling day.
Wissel, who is skilled at this sort of in-the-moment playing
freedom with drummer Paul Lytton and others, spends the initial
three-part suite, using saxophone phrasing to defining the parameters of
the piece. At times he plays with languid motion, as if his horn is a
dirigible inflating by inches; other times his exposition moves with the
tremolo velocity of a concertina; while the unique rolling growls he
brings to his solos make it appear as if he’s from the Scottish part of
Deutschland. Alongside, Tang matches Wissel’s rooster-like reed crowing
with powerful string stops, while Camatta’s cymbal resonation underlines
the connective exuberance taking place up top.
Fully conversant with lower-case playing in the pianissimo range à
la John Butcher and circular breathing like Evan Parker, the
saxophonist never makes a fetish of extended techniques. Instead he dips
in-and-out of them with a chef’s skill in seasoning a pungent stew. On
clarinet, as on “rbt/uao”, his thin, torqued tone relaxes into ripened
harmonies as the others bend their textures to reflect this. As much as
“mdrt/oeao” sums up the recital by concluding it lyrically with a track
that sweeps the reedist’s flute-like elasticized tone, the bassist’s pit
bull-like growling slices and the percussionist’s broken beat into a
satisfying finale, “lrghssm/aiio” is Movement’s true climax.
Electronically processed reed curves, cries and slurps are built up to
skyscraper height, but with enough space within the bonding bricks and
mortar so that the other two have enough space to express sonically
affiliated rolls and swipes respectively.
For the sophisticated listener the chief difference in appreciation
for this Euro-Improv exemplar is a preference for Free Jazz or Free
Music. Ken Waxman (JazzWord)